Ein paar Tage nutzte ich zur Entspannung von den Qualen des Alltags, allerdings war die Erholung nur mentaler Art, körperlich war ich fast permanent am Anschlag. Mens sana (und ja, der Nachsatz „ut sit“ ist mir bekannt)…
Eine interessante Lektüre war Geimers Theorien der Fotografie, die Geschichte der Rezeption der Photographie ist hier sehr konzies beschrieben. Sehr wenig fand ich über die Ästhetik im Wandel der Zeit, der Fokus liegt mehr auf den philosophischen und sozialen Aspekten. Dennoch lesenswert.
Eine Unterscheidung in der Neuzeit (also post der Peirceschen Indexikalität) wird zwischen dem, was wir Stockies als redaktionell bezeichnen würden und der Kunstphotographie als solcher getroffen. Also das reine Aufzeichnen eines Ereignisses, auch wenn natürlich die Auswahl und der Ausschnitt und die Motivwahl schon eine bewusste Entscheidung sind. Als Gegensatz wird die inszenierte Photographie, die wir Stockies ja leben, angeführt.
Dem hätte ich auch fast zugestimmt, bis ich letztes Wochenende in der Villa Stuck „Abbott and Cordova“ von Stan Douglas sah.
Boy. So sprachlos war ich noch nie. Stan reinszenierte einen Aufruhr Anfang der Siebziger und belichtete das Bild im üblichen 9×15-Format aus.
Meter, nicht cm.
Das Licht ist natürlich perfekt, aber bei dem Aufwand (50+ Statisten, 3 Pferde, gut 10 Autos aus der Zeit) ist das wohl selbstverständlich. Das ist mal die Art von fusion, die die Gitarrengötter der 80er anstrebten – ein auf den ersten Blick banales Pressebild, das dann aber seine Details enthüllt. Chapeau.
Der Rest der Ausstellung soll nicht unerwähnt bleiben, von Jeff Wall gab es exzellentes Frühwerk, Cindy Sherman verkleidete sich mal wieder perfekt, als Gegenentwurf zu den postfeministischen Arbeiten von Nan Goldin gab es noch ein paar wirklich tolle Bilder von Walker Evans.
Sehenswert.